Ein immer wiederkehrendes Thema in unseren Trauergruppen ist das nicht Abschied nehmen können.
Da ist es zum einen der Unfalltod, der Suizid oder eine ungeklärte Todesursache, die eine persönliche Verabschiedung nicht möglich gemacht haben. Nun erleben wir in den letzten Monaten eine Vielzahl an Trauernden, denen es durch die Kontaktbeschränkungen oder eigene Quarantäne gar nicht möglich war, ihre Angehörigen im Krankenhaus, im Pflegeheim zu besuchen oder sich persönlich zu verabschieden. Zurück bleiben immer Angehörige, denen ein wichtiger Teil auf ihrem Trauerweg fehlt – das Begreifen des Verlustes.
Uns ist es wichtig, unsere Teilnehmer*innen anzuregen „ins Tun“ zu kommen, dem Unfassbaren nicht ohnmächtig ausgeliefert zu sein. Vielleicht ist noch ein Gespräch mit dem Pflegepersonal hilfreich, um offene Fragen und Unsicherheiten zu klären. So kann auch noch ein Brief oder Gedicht geschrieben, ein Bild gemalt werden und als Beigabe mit in den Sarg gelegt werden. Falls das nicht möglich ist, kann das Gestaltete später auf dem Friedhof oder an einer anderen Stelle vergraben werden.
Ein schönes Ritual
Ein schönes Ritual ist auch, sich zwei Gegenstände zu besorgen, z.B. einen Engel, einen Vogel oder eine Kette. Eines wird der/dem Verstorbenen mit in den Sarg gegeben, das Gegenstück kann bei den Angehörigen verbleiben und so die Verbundenheit symbolisieren.
Nicht Abschied nehmen können gilt aber auch für weiter entfernt lebende Verwandte, Nachbarn, Freunde oder Arbeitskollegen. So kann der im Moment nur im kleinen Rahmen durchgeführten Beisetzung zu einem späteren Zeitpunkt eine Erinnerungsfeier folgen. Das kann z.B. der Geburtstag oder der Jahrestag sein, an dem sich dann alle mit Beiträgen oder kleinen Ritualen beteiligen können. Wichtig ist bei allen Entscheidungen, dass es sich für die Angehörigen gut anfühlt und das kann durchaus auch die Beisetzung im kleinen Kreis sein. Nichts muss, aber alles kann.
Die Trauergruppen des Hospizvereins Bethel e.V. werden geleitet von Pia Hamann und Anne Wiebusch, ausgebildete Trauerbegleiterinnen. Die Gruppen treffen sich monatlich, beginnend mit einem Spaziergang und einer gemeinsamen Runde bei Kaffee und Tee. Teilnehmen kann jeder, unabhängig davon, wie lange der Todesfall her ist.
Pia Hamann und Anne Wiebusch